Portugal ist schon wieder ein Land, über das wir ganz wenig wissen. Wir durften es kennenlernen, als wir unser erstes Workaway in der Nähe der Berge von Monchique absolvierten. In dieser Zeit lernten wir die Gegend um Aljezur mit ihren vielen Stränden zu schätzen. Während unseres Roadtrips haben wir uns in die portugiesische Küste verliebt. Unser Weg führte uns nach Porto und durch die Algarve. Die Natur des Landes ist faszinierend. Vor allem die Küste mit ihren Klippen und den beeindruckenden Wellen aber auch der Nationalwald Mata de Buçaco und der Nationalpark Peneda-Gerês brachte uns zum Staunen.
Ich habe in den letzten mittlerweile 3 Ländern echt schon alles gesehen: Wasserfälle, Bergseen, reißende Flüsse, malerische Sonnenunter- und Sonnenaufgänge, Geier, Wildtiere und tropische Strande. Europa hat alles zu bieten und wir sind mit Portugal gerade erst in das dritte Land gefahren. Ich wusste, dass das Gute oft vor unseren Augen liegt und Europa hat mich darin bestätigt, dass meine Entscheidung, die Welt ohne Fliegen zu entdecken, funktionieren kann.
Was ich an dieser Reise besonders mag ist auch das, was ich am Leben generell mag. Ich schaue mir an, was hält es für mich bereit, ich orientiere mich. Dann lege ich mich zurück, warte ab und entscheide, was gefällt mir davon? Dann gehe ich los und lasse mich überraschen. Das ist Frieden für mich. Für den Tag leben. Gestern und morgen sind nur in meinem Kopf real. Sie bringen mir Freude, wenn ich plane und mich erinnere. Aber wenn ich zu viel darüber nachdenke, werden sie schnell zu Gespenstern.
Wie bereits erwähnt sind wir jetzt in Portugal. Spanien war nach einer kurzen Eingewöhnung sehr schön. Liebevoll würde ich sagen, Spanien ist ein einziger großer Felsen mit viel Abwechslung. Jetzt sind wir in Portugal. Fazit nach einem Tag: ich weiß gar nichts über dieses Land. Aber ich habe gute Laune und hier wachsen Olivenbäume am Straßenrand und ich habe schon ganz viele Weintrauben gepflückt und gegessen. Die sind reif, wachsen hier wie Brombeeren am Wegesrand und sind der Wahnsinn. Das sind gute Vorraussetzungen. Ach ja und hier ist ne Zeitverschiebung. 1 Stunde nach hinten. Das alleine finde ich schon crazy und der Blog kommt daher auch bei euch um 19:00. Gerade sind wir in Porto gelandet und schauen uns hier mal ein bisschen um.
Liebe Grüße.
Ich bin am Sonntag einfach an einer Mautstation vorbeigerast ohne zu bezahlen. Ich war einfach nicht aufmerksam und auch Jennys Hinweis kam zu spät. Upsi, jetzt habe ich 15 Tage Zeit, um die Maut an einer Poststation nachzuzahlen, finde ich fair.
Das war auf dem Weg nach Porto der zweitgrößten Stadt Portugals. Porto ist eine coole Stadt aber auch sehr anstrengend, weil sie am Hang liegt. Der mächtige Douro trennt Porto von Villa Nova de Gaia, wo unser Auto stand. 1 Stunde Fußweg mit auf und ab bis wir im Zentrum waren, hier halfen uns auch unsere Skateboards nicht. Aber es lohnte sich, die schöne Fliesenkunst der Stadt, leckeres veganes Essen und eine faszinierende Bücherei, die schon als Inspiration für Filme und Bücher gedient haben soll, waren unser Lohn. Dazu kam das malerische Panorama auf dem Weg. Die Stadt hat einiges zu bieten von historischen Ecken, die sich die Natur zurückerobert hat, bis hin zu schicki-micki Bars in Olivenbaum-Hainen. Die Fliesenkunst zieht sich durch das Stadtbild von kleinen Privathäusern bis zu großen Kirchen und dem Bahnhof.
Ansonsten beschäftigt mich folgendes: Eine Gesellschaft, die auf Regeln basiert, hat den Nachteil, dass sie sehr steif ist und einzelne Personen benachteiligt. Eine Gesellschaft, die sich aus selbständig-ethisch handelnden Personen zusammensetzt, hingegen kann besser auf die Bedürfnisse von Individuen und damit aller besser. Mit viel Arbeit, Kommunikation und Einfühlungsvermögen kann so Diskriminierung verhindert werden. Diese These lässt sich so mehr oder weniger mit Mahatma Gandhi belegen. Mich beschäftigt heute die Frage, gilt das auch für die einzelne Person in Bezug auf die Beziehung zu sich selbst? Klar bin ich produktiv, wenn ich mir Regeln setzt, 6 Uhr Wecker, Sport, Arbeit, Essen, Freizeit, früh schlafen als Beispiel. Aber ist eine sich-selbst-liebende Einstellung nicht nachhaltiger? Eine Arbeitsmoral wie ich sie eben beschrieben habe, konnte ich noch nie langfristig durchsetzen, obwohl ich kurzfristig durchaus gefallen an ihr gefunden habe. Am Ende siegt immer die Liebe zu meiner Freiheit, das zu tun, was ich möchte. Das bedeutet keineswegs, dass ich nichts produktives mehr mache. Es ist eher die Umkehrung des alten Satzes "erst die Arbeit dann das Vergnügen" in ein "mach erstmal, was die Freude macht und nehme diese Energie dann mit in die Arbeit". So diskriminiere ich meine Bedürfnisse nicht. Langfristig kann ich mir sogar vorstellen, dass sich eine solche Einstellung sogar so zusammenschrumpft, dass eine ähnliche Situation entsteht wie ich sie als regelgetriebene Arbeitsmoral beschrieben habt, weil ich Dinge gefunden habe, die ich so sehr liebe, dass ich sie so verfolge, als hätte ich mir Regeln gesetzt.
Der Buçaco-Park ist eine unwirkliche Gegend. Wir sind hier hingelangt, nachdem wir von Aveiro aus circa eine Stunde ins Inland gefahren sind. Wir konnten der Landschaft dabei zusehen, wie sie trockener wurde. Auf einmal ging es steil bergauf, teilweise hatte die Straße 14,1% Steigung! Da fühlt man sich schonmal, als würde man gleich abheben oder der Popo des Autos aufsetzen. Auf circa 500 Höhenmetern fanden wir den Eingang des Parks. Die 6€ Eintritt haben wir gerne gezahlt, weil sie in die Pflege des Waldes und des Anwesens fließen. Wir hätten sie auch umgehen können, nach 19 Uhr sind die Pförtnerhäuschen wohl unbesetzt. Das liegt allem Anschein nach an der Personallage des Parks, an vielem Stellen lässt sich erkennen, dass diese Landschaft mit mehr Geld viel aus sich machen ließe. Die prachtvollen Bauwerke stammen zum Teil aus dem 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde hier auch ein Kreuzweg angelegt, der in seiner Länge dem des Originals in Jerusalem entspricht. Auch aus der Zeit um der 3. französischen Invasion nach Portugal gibt e hier Relikte zum Beispiel alte Gewehre und Säbel, die in dem ehemaligen Kloster ausgestellt werden. Doch neben dem Christentum wurde hier schon immer etwas anderes verehrt: das Wasser. Es gibt eine Route, die alle Quellen des Parks - und das sind einige - miteinander verbindet, Trilho da Água. Dem Wasser wurden hier imposante Bauten gewidmet: Teiche, Seen, Wassertreppen und Schreine. Die Verehrung ist wohl in der beschriebenen Trockenheit der Region begründet, der Berg versorgte die Menschen mit dem lebensnotwendigen Nass und diese bauten dem Wasser zu Ehren die Bauwerke.
Wir nahmen keine der beiden beschrieben Routen, sondern wendeten uns einer neueren Tour zu, die sich vor allem an der faszinierenden Fauna des Parks orientiert. Die Fauna geht auf einen ehemaligen Parkvorsteher zurück - oder so ähnlich, ganz schön schwer alles aus dem portugiesischen und Englischen zu ziehen, also alles ohne Gewähr 😉 - der anfing hier Pflanzen aus aller Welt eine Heimat zu geben. Hier wachsen mexikanische Zypressen, europäische Buchen, Eukalyptusbäume und gigantische Farne neben meinem ewigen Traum: dem Redwood. Ich wollte schon immer einen dieser schönen Giganten sehen und berühren und jetzt hatte ich endlich die Gelegenheit dazu. Das hat mich tief berührt.
Wir verliefen uns auf unserer Tour und kreuzten die anderen beiden beschriebenen mehrere Male. Das war allerdings gar nicht schlimm, denn so haben wir spannende verlassene Orte entdeckt. Hier gibt es verlassene Gebäude, die früher eine praktische Funktion hatten oder als Wohngebäude dienten und heute fast zerfallen sind. Wie ich sagte, hier wäre mit mehr Geld vieles möglich. Doch es ist gut so, dass dieser Ort ein ziemlicher Geheimtipp ist und wenig besucht, das macht seinen Charme aus.
Noch ein Wort zum Elefanten im Raum bzw. im Park, dem Palast-Hotel. Was eine dreiste Bude. Wir standen mit unserem Auto in seinem Schatten und könnten vom Bett aus die Engelsstatuen und verzierten Wasserspeier und Säulen bewundern. Später fiel mir auf, dass dort tatsächlich ein laufender Hotelbetrieb beheimatet ist! Durch meine Gespräche mit Wanderer*innen erfuhr ich, dass diese 250€ pro Nacht zahlten. Nochmal, was ne dreiste Bude 😅
Auf jeden Fall einer der schönsten Orte des Trips bisher. Er strahlt eine wahnsinnige Ruhe und Ursprünglichkeit aus. Das färbt richtig auf uns ab.
Die Natur hat einen Zauber. Er wirkt nicht bei jedem Menschen gleich oder messbar, sonst wäre es ja auch eine Naturwissenschaft. Doch er ist nicht weniger real oder weg zu diskutieren. Das Meer oder der Mond, die Sterne oder ein Wald, jeder Mensch hat in seinem Leben schonmal in die Natur geschaut und es erlebt. Es löst unterschiedliche Dinge aus. Was es auslöst, kann sich von Mal zu Mal oder im Laufe eines Lebens ändern. Aber da ist dieses "irgendwas ist da". Könnte das Magie sein? Hat das die Menschen dazu veranlasst sich Fabelwesen auszudenken. Es gibt viele Geschichten, Sagen, Fabeln und Märchen, in denen der Natur ein Wesen zugesprochen wird, das einem Lebewesen ähnelt. Dort ist sie ein Gott oder ein Geist oder eine alte Frau, sie hat viele Gesichter, machen Menschen ist sie heilig. Fest steht: mir macht sie unglaublich viel Freude und Spaß.
Und um in der Natur zu bleiben, sind wir auf dem Weg von Buçaco nach Lissabon erstmal direkt zurück ans Meer, um dann über Figueira da Foz und Peniche immer an der Küste entlang zu fahren. Hier haben wir atemberaubende Strände und Klippen gefunden. Die Wellen hier sind weltberühmt und ziehen das ganze Jahr über Surfer hierhin. Auch wenn man nicht surft, ist die Landschaft ein sehenswerter Ort und lädt zum Staunen und Verweilen ein. Es mag für den*die eine*n oder andere*n verwunderlich klingen aber wir überlegen momentan die Hauptstadt Portugals mit seinen Sehenswürdigkeiten einfach links liegen zu lassen.
Das liegt daran, dass die Hochsaison ihren Tribut zollt. Für viele Menschen ist es die hochverdiente Pause im Sommer. Es geht in die Wärme, es geht an den Strand, Städte besichtigen, Kultur und gutes Essen. Die Sorgen bleiben zu Hause. Da fällt es nicht so sehr ins Gewicht, wenn die Orte überfüllt sind. Das ist jetzt seit Biarritz in Frankreich so. Für Jenny und mich bedeutet es seit mehreren Wochen, Lautstärke, Menschenmassen auf den Parkplätzen, in den Sanitäranlagen und in den Restaurants und das von morgens bis abends. Es freut uns natürlich, dass der Sommer abgesehen von Waldbränden und einigen Corona-Masken ohne größere Schwierigkeiten verlaufen ist uns für die Menschen Abwechslung, Wohlstand und Freude bedeutet. Aber es schlaucht irgendwann ungemein, da bleibt kaum Zeit für Ruhe oder Momente mit Privatsphäre.
Die beschaulichen Orte in der Natur reizen uns daher momentan umso mehr und unser Vorteil ist ja ohnehin, dass wir den langen Atem haben und die nächsten Monate auch noch unterwegs sein werden. Dann wenn es für die meisten Menschen zurück in die Normalität geht und die Touristenhochburgen und die Küste wieder leerer wird. Wir sehnen uns schon wieder nach den leeren Stränden und Wäldern und der Ruhe, die wir am Anfang unserer Reise in Frankreich genießen konnten. Heute haben wir die Europakarte gewälzt und unsere grobe Reiseroute abgesteckt. Wir bleiben unserem Motto treu, es geht entlang der Küste. Aber wird uns das Heimweh dazu bringen, einen Zwischenstopp in Deutschland einzulegen? Wie gehen wir mit den ganzen Inseln im Mittelmeer und in Atlantik um, die in Zukunft auf uns warten? Die Namen sind vielversprechend und verlockend und sie reichen von Fuerteventura über Menorca bis nach Kreta. Wie wird uns unser Workaway gefallen, das in 2 Wochen beginnt? Falls das gut ist, wollen wir weitere solcher Erfahrungen machen. Es bleibt spannend und für uns geht das Abenteuer unseres Leben weiter.
Die Landschaft hier kurz vor Lissabon ist der Wahnsinn. Wir befinden uns zwischen Peniche und Cascais. Die Farben sehen so unwirklich aus. Von einem Sandgelb über ein Rot, das die Landschaft verrostet wirken lässt, bis zu diesem atemberaubenden Blau des Meeres, was in einem langen weißen Schaum endet, wenn die Wellen an die Küste schlagen. Es hat ein wenig den Anschein, als träfe das Meer hier auf eine Wüste, so trocken ist es hier momentan. Und die Wellen sind echt spektakulär. Sie verursachen meterhohe Fontänen und das Grollen, wenn sie in die Steinhöhlen krachen, erinnert an ein Gewitter. Das flößt eine Menge Respekt ein. Da gewöhnt man sich allerdings dran, wenn ich mir die Fischer so anschaue, die davon unbeeindruckt zu jeder Tages- und Nachtzeit ihre Angel zwischen den Wassersäulen auswerfen.
Außerdem hatten wir wieder Glück und haben zwei tolle Menschen kennengelernt, @felix_wilden und Audrey. Mit den beiden haben wir zwei Abende lang gequatscht, gespielt und gelacht. Wir haben ein portugiesisches Spiel, das Azul heißt. Dort muss man ein Muster aus Fliesen legen. Es war cool, das Mal in Portugal zu spielen, die Fliesen war eines der Dinge, die uns inspirierten, hierhin zu fahren. Eine Regel des Spiels besagt, der*diejenige beginnt, der*die als letztes in Portugal war. Bisher mussten wir immer improvisieren, jetzt können wir es richtig spielen. Das war sehr lustig.😁 Ich habe noch nicht rausgefunden, was Azul heißt, ich glaube, eine Mischung aus "blau" und "Fliesen". Während des Spiels kam ein Mann mit Stirnlampe und sprach uns auf portugiesisch an. Mit einem online-Übersetzer fanden wir heraus, dass er mit seinem Auto im Sand stecken geblieben ist. Warum er da lang wollte, blieb uns ein Rätsel, vielleicht ein Fischer. Mit vereinten Kräften und Bambusstangen unter den Rädern hieften wir den Wagen aus dem Sand, die halben Räder waren bereits eingegraben gewesen. Danach herrschte eine tolle Stimmung der Erleichterung und alle lachten. Was für tolle Tage.
Wir haben mal wieder eines der UNESCO-Welterben bestaunen dürfen. Es gibt Weltkulturerben und Weltnaturerben, wobei es mehr Kulturerben als Naturerben gibt, was ich ja bedauerlich finde, aber nunja, ich schweife ab. Nach den Altstädten von Bordeaux und Porto, den Nationalparks Picos de Europa und Pyrenäen, den Höhlenmalereien und und und - die Dinger gibt es echt überall und manche sind wahnsinnig beeindruckend, andere weniger - waren wir in Sintra. Erstmal haben wir dort fantastisch gegessen und uns dann von den Angestellten des Restaurants beraten lassen. Sie versuchten uns an den Touristenströmen vorbeizulotsen und empfahlen uns die Quinta de Regaleira. Das ist eigentlich fast das schönste am Reisen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Es sind Begegnungen, die manchmal nur ein paar Sätze dauern, manchmal werden daraus ein paar Minuten oder ein paar Abende gemeinsam. Es geht um ein nette Gesten, nette Worte und vielleicht kann man sich helfen und ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.
Sintra hat auf jeden Fall einiges zu bieten, den Palast und die Burg sahen wir aber nur von weitem. Danach ging es nach Cascais, wo uns allerdings eine dicke Nebelsuppe erwartete. Außer dem Leuchtturm auf dem Foto und einem Irrweg, der in einem Privatgarten endete, hielt diese Stadt also nichts für uns bereit. Auch die Nacht dort war zum Vergessen. Um 1:30 weckte uns ein völlig zugedröhntes Individuum - anders kann ich mir ein solches Verhalten nicht erklären - mit lauten Elektro-Sounds aus seinen Autoboxen. Nach 10 Minuten verschwand er oder sie wieder. Doch der Schaden war angerichtet. Wir waren nicht die einzigen, die dort schliefen und völlig verstört liefen Hunde und Menschen schlaftrunken zwischen den Fahrzeugen umher, bis sie wieder schlafen konnten. Doch das war nicht so leicht, anscheinend haben manche Leute das Hobby ihre lauten Motorräder nachts spazieren zu fahren. Es ist nicht alles romantisch am Reiseleben. Doch es gibt immer zwei Seiten. So kamen wir mit Carlos ins Gespräch. Er wohnt im Auto und hat früher auf der Straße gelebt. Er erzählte und, dass das auf diesem Parkplatz Standard sei und sobald er seinen Lohn erhält, würde er den Ort verlassen. Er bot uns seine Hilfe an, in welcher Notlage wir auch stecken mögen. Und das war nicht einmal die letzte Begegnung, die wir in den letzten Tagen hatten. Wir hielten am Straßenrand, um eine kleine Gehpause einzulegen. Vor uns stand ein Fahrzeug mit duisburger Kennzeichen, da konnte ich als ehemaliger Mülheimer nicht anders als Hallo sagen. Doch der Zufall war noch größer, hier in der Pampa bei einem Zwischenstopp trafen wir tatsächlich auf jemanden, die auf die selbst Schule - das Gymnasium Herzogenrath - wie ich gib, lediglich ein paar Jahrgänge über mir und im selben Ort wie ich aufgewachsen war. Klein ist die Welt, man muss nur rausgehen und sie bestaunen.
Steht unsere Reise etwa auf der Kippe? Nach starken fast sturmartigen Regenfällen in den letzten Tagen gingen beim Appah die Lichter aus. Irgendwie gab es stets das Problem, dass der Wagen bei Nässe seine eigene Elektrik nicht im Griff hatte. Dieses Mal war die Batterie so leer, dass sie selbst mit einem externen Batterieladegerät eines freundlichen Nachbarn nicht ansprang. Die letzte Amtshandlung des Wagens, bevor er die komplette Elektrik abschaltete, war, alle Fenster runterzufahren. Ein Shutdown. Lediglich zwei Türen ließen sich noch öffnen. Ein denkbar unpassender Zeitpunkt bei diesem Regen. Ich warf unsere Zeltplane über die Karosserie, um uns vor dem Regen zu schützen, der in den folgenden Nächten dankenswerterweise ausblieb. Das Auto mit der Zeltplane war ein denkwürdiger Anblick und wird mir im Gedächtnis bleiben. Hinzu kam erschwerend, dass Jenny komplett flach lag. Sie hatte Magenkrämpfe.
Am nächsten Tag brachten wir den Wagen mit vereinten Kräften, die sich aus einem Campingplatz-Mitarbeiter mitsamt Fahrzeug, dem freundlichen Nachbarn und zwei aneinander gehängten Starthilfekabeln zusammensetzen, wieder zum Laufen. Die zwei Starthilfekabel waren nötig, weil sich nicht einmal die elektronische Handbremse lösen ließ.
Trotzdem dass der Wagen wieder lief, gab es am nächsten Tag das böse Erwachen: Ein weiteres Mal reichte der Strom nicht, um den Motor zu starten. Dieses Mal riefen wir den Pannendienst.
Jenny hat sich bemerkenswerterweise trotz der ganzen Aufregung schnell erholt. Dafür bin ich dankbar, weil ein krankes Auto und eine kranke Weggefährtin ist keine leicht zu händelnde Situation.
Ich schätze eine solche Situation findet sich in den meisten Reiseberichten. Krankheiten, Pannen und Notfälle gehören dazu. Schwierig zu händeln sind diese Situationen dennoch und man würde sie lieber vermeiden. Sofern es möglich ist, werden wir alles dafür tun, dass wir weiter kommen. Von so etwas wollen wir uns die Erfahrung nicht nehmen lassen.
Außerdem hat das Ganze auch wieder eine schöne Seite. Uns wurde, wie erwähnt, von netten Nachbar*innen geholfen. Silke, Menno, Ulrike und Ulli waren sehr hilfsbereit von Starthilfekabel und mobiler Starthilfebatterie über gebratene Paprika bis hin zu einem netten Abend mit Wein und Gesprächen war alles dabei. Wir lachten und die Gespräche gingen vom Hölzchen über das Stöckchen. Ich werde wirklich jedes Mal wieder in meiner Sicht auf die Welt bestätigt, sie ist voll mit netten und hilfsbereiten Menschen. Man muss nur raus gehen und es selbst erleben. Jenny meinte die Tage, man hört ja im Vorfeld auf so einer Reise, dass es viele schlechte Menschen gibt und dass man misstrauisch sein muss. Das ist Quatsch. Ich habe zu dem Thema, warum die Menschen denken, dass die anderen Menschen böse seien, ein aufschlussreiches Buch von Rutger Bregman, das "im Grund gut" heißt. Das empfehle ich jedem und jeder, der*die fragt. Und jetzt auch ungefragt im Internet, gern geschehen. Das Buch fand ich Tags darauf auch prompt in einem Buchladen, Zufall?
Und dann am nächsten Morgen sprang der Wagen trotz über Nacht abgeklemmter Batterie nicht an. Ergo Batterie kaputt. Gerade wollten wir losfahren, um eine neue zu besorgen, da drehte ich den Schraubenschlüssel noch einmal gedankenverloren und befestigte die Klemme fester an der Batterie. Und der Wagen sprang an. Sollte das der Grund für die Strapazen der letzten Monate gewesen sein? Ein zu loser Kontakt an der Batterie, der bei Nässe und Feuchtigkeit im Fahrzeugraum nicht funktionierte? Ich hoffe es. In die Werkstatt werden wir dennoch fahren. Erstmal sind wir wieder on Tour. Zwei absolute Highlights stehen an, auf die wir uns seit Anbeginn der Reise freuen, Tamera und unser erstes workaway. Auf in die Berge.
So, das erste Mal an einem Ort für längere Zeit seit 4 Monaten, erstmal schauen, wo sind wir hier gelandet? Mitten im nirgendwo. Das nächste Örtchen heißt Marmelete, die nachstgrößeren Städte sind Monchique und Aljezur, beide circa 20 Minuten mit dem Auto entfernt. Hier ist es herrlich. Das liegt vor allem an der Ruhe. Mitten in den Bergen gelegen ist das Grundstück nur über eine dirt-road zu erreichen, die von einer Straße abführt, welche den Namen Straße nur halbwegs verdient - zumindest aus einem deutschen Verständnis, die Portugies*innen sehen das etwas anders. Am dem Weg nach hier sind wir jedenfalls regelmäßig Kratern ausgewichen und mit der Frontschürze aufgesetzt.
Aber was brachte uns nach hier? Der Ruf eines Permakultur-Grundstücks. Permakultur kommt von permanent agriculture. Das Konzept geht auf zwei Männer aus Australien zurück und begründete sich in den 70-er Jahren.
Hier wird versucht, das Ganze Jahr über essbare Pflanzen anzubauen, natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen und so ein nachhaltiges Miteinander zu formen. Dabei setzt man auf mehrjährige und einjährige Pflanzen im Zusammenspiel und versucht Synergien zu nutzen. Beispielweise steht eine Tomate neben einem Basilikum und diese Kombination schützt eine Hecke vor Wind.
Ildi, so heißt unsere Gastgeberin, lebt hier mir ihrer Tochter Abbey. Ihr Anspruch ist es möglichst autark zu sein. Das gesamte Wasser kommt vom Grundstück, die gesamte Energie - abgesehen vom Gas zum Kochen - wird hier erzeugt und ein Großteil des Lebensmittel hier angebaut. Anschlüsse an Versorgungsnetze, Strom, Wasser, Abwasser gibt es nicht. Das ist schon ziemlich beeindruckend.
Als wir ankamen, begrüßte uns Mokka der Wachhund bereits von Weitem. Sie hatte Ildi im Schlepptau, deren offenes und herzliches Wesen direkt in den ersten Sekunden sichtbar wurde. Mokka hingegen ist ein munteres Wesen, jung verschmust und sehr schüchtern. Die Schüchternheit versuchte sie mit anfänglicher Aufruhr zu überdecken, wir sind aber jetzt Freunde.
Auf dem Gelände herrscht ein liebevolles Chaos, was aber gar nicht negativ gemeint ist. Das Gelände ist riesig und man erkennt schnell, das ist keine Unordnung, das sind einfach sehr viele Projekte für zu wenig Zeit. Unsere Hilfe kommt hier sehr gelegen. Zum Teil gehört das was andere Chaos nennen, aber auch zur Permakultur. Es ahmt halt die Natur nach, dort ist auch nicht alles akkurat in Reih und Glied, sondern harmoniert auf magische Weise miteinander.
Jenny und ich wohnen in einem komplett ausgebauten Van mit Photovoltaik, Ofen, Bett und Schränken.
Das Grundstück liegt am Hang und ist in Terassen angelegt. Auf der obersten Terasse steht ein uriges Holzhaus, in dem Ildi und Abbey momentan wohnen. Auf halben Weg den Berg hoch steht eine alte Ruine, die momentan renoviert wird, dort zieht Ildi dann ein und Abbey zieht es an die Küste. Der Ausblick von der Terrasse des Holzhauses in die Berge und über das Grundstück ist atemberaubend schön. Überall wächst Essbares: Kräuter, Bäume, Pflanzen, Obst und Gemüse.
Jenny und ich werden uns um die Beete kümmern, ernten, pflanzen, wässern, Unkraut jäten und auch Holz hacken. Für 4-5 Stunden am Tag an 5 Tagen die Woche bekommen wir hier Unterkunft und feinstes Essen.
Nach Monaten des Straßenlärms, Touristenströme und dem on- Tour sein genießen wir die Ruhe, die Routine, das frische Essen und die Gesellschaft. Wir fühlen uns hier sehr wohl und im kommenden Monat werden wir ganz viel lernen dürfen, uns ausprobieren und eine wahnsinnig schöne Zeit haben. Wir freuen uns drauf.
Kann ich mir - oder besser gesagt, können wir uns - ein solches Leben vorstellen? Was gefällt uns besonders und fehlt uns das Herumreisen im Auto bereits?
Um erstmal einzusteigen, ein solches Leben können wir uns tatsächlich für uns vorstellen - aber noch lange nicht. Unser Reisefieber lodert nach wie vor und wird durch die Pause und die Abwechslung hier erneut angefacht.
Es gefällt uns, morgens im Wald und in den Bergen aufzuwachen. Wir hören den Bach, der nah am Van vorbeifließt. Mit den Händen etwas zu schaffen, zu erschaffen, das fasziniert uns. Wir sehen unseren Fortschritt am Ende des Tages. Das fühlt sich gut an und ist anders als bei den Jobs, die wir bisher ausgeübt haben. Im digitalen, beim Umweltschutz und in der Kindererziehung verliert man schnell den Überblick darüber, was man eigentlich geschafft hat und was noch zu erledigen ist . Außerdem schmeckt das Ergebnis so gut. Das Essen schmeckt frisch, wir ernten es selbst, es riecht fantastisch und zu wissen, wir haben dazu beigetragen, ist ein herrliches Gefühl. Das gesamte Essen, bis auf Reis, Nudeln, Bulgur, Nüsse und so Zeug kommt hier vom Grundstück. Das macht richtig Freude. Natürlich sehen wir auch, dass es mehr braucht als einen Garten und dass hier eine Menge Arbeit drin steckt. Auch hier braucht man eine zusätzliche Einkommensquelle aber man lebt schon sehr unabhängig. Es ist auch nicht so schlimm, den faszinierend ist, dass diese Arbeit mit dem Körper für die Tätigkeiten mit dem Kopf motivieren. Am Nachmittag 2-3 Stunden vor dem Laptop zu sitzen ist keine Last, sondern geht leicht von der Hand. Abends sitzen wir dann mit Ildi und Abbey auf der Terrasse und lassen den Tag ausklingen. Wir sprechen über Gott und die Welt. Das genießen wir auch sehr, eine Art Gemeinschaft zu haben, a place to come home, auch wenn es nur temporär ist. Es darf ruhig noch etwas Zeit vergehen, bevor wir zu neuen Ufern aufbrechen. Dann aber richtig und hochmotiviert.
Wir waren surfen. Das erste Mal in unserem Leben. Das ist einer von Jennys Lebensträumen. Seitdem wir losgefahren sind, redete sie davon, träumen tut sie seit, ich weiß nicht wann, davon. Und wie das halt mit Träumen ist, dafür muss man was tun und durch die Angst und die eigenen negativen Gedanken gehen. Man war das ernüchternd, als wir das erste Mal in die Wellen gingen und uns das Board einen Kinnhaken verpasste. Die Trockenübung auf der Yogamatte war doch so einfach gewesen. Nach einer knappen Stunde brauchte Jenny eine kleine Motivationsrede, sie war total frustriert. Also spielte ich den Coach, obwohl ich das gar nicht gerne mache, weil ich weiß, dass sie das hasst. Aber ich wollte sie nicht mit so einem Erlebnis nach Hause gehen lassen. Und tatsächlich, es half. Kurz danach hatte sie sich durch die Wellen gekämpft und eine knappe Stunde später stand sie tatsächlich auf dem Board und ritt ihre erste Welle. Ein Erfolg, der mir verwährt blieb. Aber das ist okay, es ist ihr Traum und zu sehen wie sehr sie strahlte, als sie dann am Strand zum Stehen kam, war ohnehin das Schönste auf der Welt. Sie konnte das Kunststück noch einmal wiederholen, bevor wir beide nach Stunden im Wasser ermattet am Strand zusammensackten. Die Euphorie trug uns nach Hause und hielt am nächsten Tag noch an. Den Abend verbrachten wir bei einem schönen Abendessen zu sechst, da Leonardo und seine Mutter zu Besuch kamen. Ein toller Tag ging zu Ende. Vielen Dank nochmal an Abi und Leonardo für den Surfunterricht, ihr habt Jenny sehr glücklich gemacht und mich dadurch auch.
Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass ich hier tatsächlich vergesse, Fotos von der Landschaft zu machen. Irgendwie geht das hier in der Gartenarbeit, den aufregenden Ausflügen und den tollen Gesprächen unter. Ein paar Schnappschüsse sind doch dabei, vor allem von Tieren, denen wir hier im Garten begegnen. Davon gibt es hier reichlich von giftigen Tausendfüßlern über Eidechsen bis hin zu Kröten. Sogar eine Schlange hat Jenny schon gesehen. Da bin ich doch ein bisschen neidisch, dass ich sie nicht auch gesehen habe - und auch ein bisschen froh, sind schon gruselige Tiere 😅
Die Tage habe ich die Raupe des Kohlweißlings von den Kohlen auf dem Grundstück abgepflückt. Einige dieser Kohlpflanzen haben wir eigenhändig vor ein paar Tagen eingepflanzt. Jetzt finde ich 20-40 Raupen auf einer Pflanze und wenn man nicht schnell genug ist, dann haben sie den Kohl an einem Tag bis auf das Gerippe abgefressen. Also pflücke ich sie ab und bringe sie zu den Hühnern. Die finden das natürlich Klasse. Ein richtiger Proteinsnack. Für mich führt das zu einer ethischen Überlegung: Ich möchte keine Tiere töten, deswegen ernähre ich mich vegan. Aber wenn man Kohl möchte, dann stören die Raupen. Ich meine, ich wusste, dass vegane Ernährung auch bedeutet, dass Tiere sterben, beispielsweise Hamster, die bei der Weizenernte in den Mähdrescher geraten oder ähnliches. Aber mit der eigenen Hand etwas zu tun, ist einfach was anderes. Es wird dadurch realer. Ähnliche Gedanken machte ich mir schon, als wir in Frankreich eigenhändig Muscheln am Strand gesammelt hatten, die ich nicht aß, sondern wieder frei ließ. Vegane Ernährung hat einfach mehrere Aspekte die tierrechtliche Komponente, die Gesundheitskomponente, die ökologische Komponente und auch eine soziale. Mit allen Argumenten habe ich mich Mal theoretisch befasst und meine Entscheidung getroffen. Aber das war in der Stadt, wo ich keinen Zugang zu biologischen Erzeugnissen oder frischen, regionalen, tierischen Produkten hatte. Dadurch ändert sich der ökologische Aspekte Denn eine 🥑 aus dem Supermarkt ist in Frankreich sicherlich problematischer als die Muschel aus dem Meer. Wobei es in der Stadt im Ruhrgebiet wahrscheinlich irrelevant ist, man sollte beides aus ökologischer Sicht dort nicht konsumieren. Da ich jetzt auch Raupen töte, ändert sich aus Tiersicht einiges. Denn ein Leben einer Raupe mit dem Leben eines anderen Tieres aufwiegen , ich weiß nicht an welche Kriterien ich so etwas festmachen sollte. Wieviele Raupenleben sind ein Muschelleben wert? Sowas führt zu nichts. Gesundheitlich schaden würde mir der einmalige Verzehr von tierischen Produkten auch nicht. Sozial ist es sicher schön für mich und auch die Menschen, deren Land ich besuche, wenn ich Einladungen zum Essen annehmen könnte, ohne dass das Thema vegane Ernährung im Raum steht. Fleischlos ist einfach zu kommunizieren und trifft schon vielerorts auf Verständnis, vegan ist hingegen schwierig. In der Stadt ist der Fleischkonsum schwieriger zu bewerten, ich fande es immer schräg, dass es hochpreisige Steakhäuser gab, bei denen man Billigpommes uns Salat dazu bekam, der Döner zum Kultessen schlechthin erklärt wurde und 20 Käfighaltungseier als Katefrühstuck einfach zu einer durchzechten Nacht unter Freunden dazu gehört. Irgendwie muss man seinen Weg finden und sich dann mit den Gefühlen arrangieren. Andere Menschen finden andere Wege. Ich finde, wichtig ist, dass die Kommunikation nicht abbricht und die Fronten nicht verhärten. Wir sind alle Menschen und wir müssen uns ernähren und miteinander leben.
Das geht am besten, wenn wir frei sind in unseren Entscheidungen. Wenn wir Liebe erfahren, dann ist Raum für Weiterentwicklung und Gespräche vorhanden.
Was schönes zum Abschluss: Ich esse hier jeden Tag frische Bio Erdbeeren, seit 2 Wochen. Würde man die im Markt kaufen, entspräche das um die 100€. Aber hier wachsen sie einfach und ich muss nichmal losziehen, um sie zu kaufen. Am Straßenrand wachsen hier außerdem Oliven, Granatapfel, Kaki, Weintrauben, Zitronen und Orangen. Wie herrlich ist das denn bitte? Die Welt fasziniert mich immer wieder. Sie ist offen. Sie ist schön. Man muss rausgehen und es erleben.
Wie werden wir dieses Jahr überwintern? Erstmals was wichtig ist, wir kochen draußen, wir essen draußen, wir bewegen uns draußen, wir verbringen fast den gesamten Tag draußen. Wir haben kaum Platz, um etwas zu trocknen und wenn Schlamm im Auto ist wird der zu Dreck, der aufwendig rausgekehrt werden muss. Wir besitzen keinerlei Heizung oder Dämmung. Auch unser Wasservorrat ist knapp - Frost, bei dem öffentliche Hähne und Duschen abgestellt werden, stellt uns vor Probleme. Also Regen können wir gar nicht gebrauchen. Kälte halten wir bis zu einem gewissen Grad aus, Frost über längere Zeit belastet uns. Also den Flieger nehmen und auf einem anderen Kontinent den Winter aussitzen? Das war eine Idee, das Reiseziel wäre Australien gewesen. Doch das haben wir verworfen, wir wollten die Küste von Europa lang, das ziehen wir auch durch und wir sind auch stolz darauf, möglichst nachhaltig zu reisen. Ein solcher Flug würde ganz schön ins CO2- und Geldbudget hauen. Dann vielleicht auf die europäischen Inseln im Mittelmeer: Kreta, Sardinien, Korfu, Sizilien, Korsika, Mallorca - alles Urlaubsparadiese im Sommer, da muss man es doch auch im Winter aushalten können. Aber schwierig, es gibt teilweise bis zu 10 Regentage im Schnitt und nachts können die Temperaturen dort unangenehm werden, das ergab eine Auswertung der Klimadiagramme und Anekdoten von Bekannten. Dann nach Afrika? Das Mittelmeer einfach an seiner Südseite umfahren. Wow, was ne gute Idee. Doch Moment mal, was sagt das Auswärtige Amt über Reiseziele wie Tunesien, Lybien und Algerien? "Krisengebiet, bestimmte Regionen unbedingt vermeiden, falls noch nicht geschehen, sofortige Ausreise antreten, Carjacking, besonders ausländische hochwertige Fahrzeuge sind gefährdet für Geiselnahmen, was in der Vergangenheit schon vorkam". Das meiste hätten wir ja gewagt. Aber als Geisel in den Lybischen Bergen 3 Jahre unseres Lebens zu verbringen, da haben wir keinen Bock drauf. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist und das Land wahrscheinlich unglaublich schön und dort tolle Menschen leben, das ist uns zu heikel. Aber was ist das? Da sind doch so ein paar Inseln vor Marokko. Hmm, die gehören zu Europa? Wie, da fährt keine Fähre von Afrika aus hin? Dummer Kolonialismus, wer soll das verstehen. Naja, so oder so, unsere Entscheidung ist gefallen. Wir geben einen Haufen Kohle aus und lassen uns von einer Fähre fast 40 Stunden auf die Kanaren schippern. Was das Ding für ne Schadstoffklasse hat, will ich gar nicht wissen. Die Inseln sehen traumhaft aus. Es gibt 4 größere und 3 kleinere: Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura, Lanzarote und La Gomera, El Hierro, La Palma. Dort gibt es 4 Nationalparks oder sind es 5? Da ist sich das Internet nicht einig. Egal, wandern, Wälder, Workaway, Strand, einzigartige Insel-Flora und -Fauna und Karibikfeeling. Dafür nehme ich das Geld in Kauf und auch die CO2-Emissionen, die tuen fast mehr weh - will ja nichts sagen, aber ne Fähre von Afrika wäre ein Katzensprung... Wir bleiben einfach ne Weile, dann lohnt es sich. Im November geht es los.
Eine Lektion, die wir hier gelernt haben, ist, Essen ist eine Menge Arbeit. Wir waren zwar schon immer Leute, die viel selbst gekocht haben, haben Dinge selbst angebaut, haben selbst und bewusst eingekauft. Uns zu informieren, wo das Essen herkommt, war immer ein Anliegen von Jenny und mir. Wir haben auch oft Märkte besucht. Aber zu sehen, zu erleben, wie es ist, fast kommplett alles selbst anzubauen, verändert die Sicht. Ein schnelles Essen gibt es nicht. Wunschkonzert? Fehlanzeige. Es gibt das, was im Garten und im Vorrat ist. Was bestellen? Hier liefert niemand hin. Das ist schon spannend aber auch intensiv.
Und eine Zeit lang, mussten wir hier alleine klar kommen. Ildi war mit Abbi ein paar Tage im Kurzurlaub und wir machten Housesitting in Portugal. Katze füttern, Hühner füttern, schauen, dass das Haus nicht abbrennt. Insgesamt ist unsere Vereinbarung 4-5 Stunden Arbeit am Tag an 5 Tagen die Woche für Kost und Logis. Wir schlafen im Bus und bekommen Essen. Wir können das Obst und Gemüse hier aus dem Garten ernten und essen. Außerdem besorgt uns Ildi alles, was wir nicht im Garten finden. Wir helfen dafür im Beet, wir sähen, wir jäten und wir legen Pappe auf die Stellen, wo kein Unkraut wachsen soll. Außerdem haben wir eine Menge Holz für den Winter gehackt. Das klappt prima. Wir dürfen in dieser herrlichen Umgebung unsere Zeit verbringen. Was brauchen wir da mehr außer Essen und Gemeinschaft? Das ist fast das Schönste. Abends gemeinsam zu sitzen, gemeinsam zu kochen und über das Projekt zu reden und natürlich zu essen. Uns macht es Freude etwas für andere zu machen. Wir sähen Gemüse, was wir selbst nicht ernten werden, hacken Holz für einen Winter, in dem wir nicht mehr da sind.
Wie gesagt, Ildi hat uns einen ausgebauten Van zur Verfügung gestellt. Das ist ein Iveco Daily. Mit dem ist sie früher selbst durch die Welt gefahren. Er hat ein Photovoltaik-Modul also eigenen Strom, eingebaute Schränke, eine Küchenzeile mit Gasherd und sogar einen Ofen! Da können wir Holz drin verbrennen und so heizen. Unser erstes Workaway ist also ein Erlebnis zum Weiterempfehlen.
Morgens geht der erste Weg raus aus dem Van, wir folgen dem Bedürfnis der Natur. Und in die gehen wir auch. Leicht bekleidet direkt aus dem warmen Bett in die kalte Morgenluft, das fordert Überwindung, jedes Mal. Aber es ist magisch. Der Dunst über den Wäldern, der Mond über den Bergen und wenig später die ersten Sonnenstrahlen, die sich über die Bergspitzen trauen. Das weckt auf und vertreibt alle bösen Geister der Nacht. Staunend stehen wir da und beobachten die subtile Schönheit der Natur. Wenig später zieht die Sonne ihre Kreise und wärmt das feuchte Grundstück Zentimeter für Zentimeter auf, ein echtes Spektakel.
Themenwechsel.
Ildi kommt regelmäßig mit Obst aus dem Dorf nach Hause. Hier ein Eimer Zitronen, ein Glas Honig, hier ein Eimer mit Kakis - es gibt übrigens zwei Sorten, in Deutschland bekommt man nur die harten, weil die sich für den Transport eignen, die weichen, die man hier bekommt, schmecken fantastisch - Manchmal bekommt sie sogar eine selbstgeschossene Wildschweinkeule in die Hand gedrückt. So ist das hier, etwas rustikal. Niemand scheint reich, die Häuser im Dorf sind klein, man sitzt zusammen und trinkt Kaffee oder Medronho - der Schnaps aus dem Erdbeerbaum, eine Spezialität der Gegend. Aber hier herrscht Gemeinschaft. Man spricht viel miteinander, man kennt sich und man hilft sich. Jede*r weiß, ich kann nur mit den anderen. Das setzt nicht unter Druck, das beflügelt und animiert zum Kooperieren. Fremden tritt man hier erstmal etwas skeptisch gegenüber, das durften wir mit deutschem Kennzeichen und ohne Portugiesisch-Kenntnisse schon erleben. Aber sobald wir sagen, "wir wohnen bei Ildi", gehören wir dazu und man hilft uns auch. Man versucht sich trotz Sprachbarriere zu verständigen und sympatisch zu sein. Jeder Fetzen Portugiesisch hilft und lässt die Fassaden bröckeln. Schade, dass es so eine Skepsis gibt, aber ist wohl verständlich auf die ländliche Bevölkerung wird hier vom Tourismus und der konventionellen Landwirtschaft wenig Rücksicht genommen. Da leidet das Vertrauen in die Welt drunter. Aber umso schöner, dass wir hinter die Kulissen schauen dürfen.
Das Faszinierende ist ja, früher war die Welt auch schon so schön. Ich wusste es nur nicht, beziehungsweise habe es nicht wahrgenommen. Ich saß halt zu Hause rum und hab, was auch immer gemacht. Manche Sachen haben mir Spaß gemacht, aber bei vielen muss ich mir ganz ehrlich eingestehen, das habe ich aus irgendwelchen Gründen gemacht, die nicht ich sind. Das war viel Zeitverschwendung dabei. Es gibt so viel zu entdecken und wenn etwas nicht zu mir passt oder mir nicht gefällt, warum sollte ich damit weiter machen? Wenn mir etwas gefällt, warum sollte ich nicht in die Richtung gehen? Ein Zitat, was mir dazu einfällt:
Ich kann dir sagen, ich hätte viel früher drauf Scheißen sollen, ich hätte viel früher die ganze Welt bereisen sollen - Danger Dan
Ich weiß jetzt auch, dass ich dafür nicht auf Reisen hätte gehen müssen. Aber eine Reise ist eine gute Möglichkeit, das zu lernen. Es lässt sich eigentlich mit do more of what makes you Happy zusammenfassen. Obwohl das auch nicht die ganze Wahrheit ist. Hier noch eine kleine Anekdote dazu, wie das im praktischen Leben aussieht.
Wir wollten hier durch die Berge bei Foija wandern, das ist der höchste Berg in der Region. Und Sonntag wollten wir ans Meer. Aber Jenny hat sich den Fuß verstaucht, wandern und Meer sind abgehakt. Wir machen das Beste draus. Gestern aßen wir Schokolade im Bett und ich kümmere mich heute an unserem eigentlich freien Tag um Mist. Wortwörtlich: Ich habe heute 4 Stunden Mist geschaufelt. Dabei ist mir etwas bewusst geworden. Glück ist nicht planbar. Wir machen oft Pläne, wie wir unser Leben haben wollen, mit dem Hintergedanken, das macht mich bestimmt glücklich. Warum sonst sollte man es planen? Aber das, was wir planen und gerne hätten, beruht auf vergangen Erfahrungen. Wer sagt, dass uns das in Zukunft wieder glücklich macht? Ich hätte niemals geplant, 4 Stunden Mist zu karren. Aber ich war glücklich, ich habe mich währenddessen nett unterhalten, war in der Sonne und habe einen Sinn darin gesehen. Warum planen wir also so viel. Haben wir Angst vor dem Unbekannten? Auch wenn es Glück bedeuten kann? Ich denke, vertrauen ist der Schlüssel.
Wie ist denn eigentlich das Wetter hier? Also es ist tatsächlich so, dass ich jedem und jeder, der*die überlegt im Oktober einen Urlaub zu machen, Portugal empfehlen kann. Hier ist es zwar nachts kühl, aber bis auf ein zwei Ausnahmen angenehm, so um die 10 Grad. Tagsüber wird es noch richtig warm, teilweise heiß, zwischen 20 und 30C°. Wenn es nachmittags so heiß ist, fällt das Arbeiten auf den Terrassen schwer. Da holt man sich einen Sonnenbrand, weswegen Jenny und ich uns dann immer in den Van verziehen. Die Sonne scheint sehr viel, in den letzten 4 Wochen regnete es gerade einmal drei Tage. Doch die Sonne kommt natürlich nichtmehr morgens um 6 raus, sondern lässt sich Zeit, bis sie um 8 bzw. halb 9:00 hinter dem Berg hervor kommt, wo sie dann gegen 19:00 wieder verschwindet.
Aber jetzt soll es regnen...sagt der Wetterbericht, doch in der Realität sind es weiterhin fast 30 Grad. Es ist einfach sehr trocken, viel zu trocken für die Jahreszeit, erzählt uns Ildi. Vor 30 Jahren war hier eine ganz andere Landschaft, "gut fürs Pilze-Sammeln zu dieser Jahreszeit". Heiß und warm war es immer, doch der Regen bleibt heutzutage aus. Gut für den Tourismus, schlecht für die Leute und die Waldbrandgefahr. Wenn man durch die Region fährt, fallen einem zwei Arten von Schildern auf. Das sind einmal offizielle Waldbrandtafeln. Wie bei einer Uhr zeigen sie das Waldbrandrisiko mit einem Zeiger an von leicht bis hoch in fünf Stufen. Die anderen Schilder sehen inoffizieller aus, manchmal sind es auch nur Graffitis. Sie stellen gelbe Dreiecke dar, die um einen Schriftzug prangen "Agua Para todos", das heißt so viel wie "Wasser für alle". Die Menschen merken, dass die Trockenheit zum Problem wird und es besorgt sie, dass der Tourismus und die Landwirtschaft ungeachtet dessen weiter wächst und Praktiken wählt, die viel Wasser benötigen.
Ildi selbst tut was sie kann. Sie nutzt das Wasser von ihrem Grundstück, das nicht an die öffentliche Versorgung angeschlossen ist. Es fließt in zwei Leitungssysteme. Das eine wird in großen Tanks aufgefangen und anschließend professionell mit Kohlefiltern, UV-Licht und Feinpartikelfiltern zu Trinkwasser aufbereitet. Die Tanks hat sie registriert und sie stehen bei einem Brand der Feuerwehr zur Verfügung. Das Wasser aus dem anderen System fließt ebenfalls in Tanks und von dort aus in ein Bewässerungssystem, welches die Terrassen mit dem Obst und Gemüse bewässert, geleitet. Ansonsten würden hier nur braune Stummel wachsen.
Die Waldbrandgefahr wird dadurch, dass es hier viel Eukalyptus gibt, - hatte ja auch schonmal in früheren Blogs Bilder davon gezeigt - verstärkt. Dieser Baum ist nicht heimisch. Er fördert das Feuer mit seinen ätherischen Ölen und schleudert die brennenden Äste durch Miniexplosionen weit von sich, wodurch der Brand wächst. Die heimischen Arten sind auf dieses heiße, großflächige Feuer nicht vorbereitet. Sie gehen im Brand kaputt. Der Eukalyptus logischerweise ebenfalls, er wächst aber auf dem jetzt nährstoffreichen Boden schneller nach als die heimischen Arten und klaut diesen Licht, Wasser und Nährstoffe. Dadurch kommt es über die Jahre zu immer mehr Eukalyptus in den Wäldern. Ein Problem, das bekannt ist, aber die Eukalyptusbäume haben einen ökonomischen Wert zum Beispiel in der Papierproduktion, weswegen es keine groß angelegten Maßnahmen gegen diese Entwicklung gibt. Im Kleinen pflanzt Ildi Sukkulenten an. Diese Fettpflanzen brennen nicht so leicht und bilden einen Teppich, der beispielweise das Haus schützen soll. Das war jetzt mehr als Wetter, es ging auch um Klima und um sonstiges, so ist das auf Reisen, man weiß nie, was so passiert.
So eine Reise vermittelt Geschichte zum Anfassen. Spanien und Portugal nennt man auch die Iberische Halbinsel - das man was über Geographie lernt, erklärt sich von selbst und dennoch fasziniert es mich, wie wenig ich vorher wusste. Diese Halbinsel besetzten Muslim*innen von circa 700-1500 nach Christus. Das brachte der Region auf der einen Seite Krieg und Leid, auf der anderen Seite profitierten die Kultur, die Medizin und die Wirtschaft davon. Noch heute lässt sich vielerorts erkennen, dass die muslimische Einfluss auf die iberische Kultur genommen hat. Beispielsweise wirkt alles viel bunter und lebhafter als in Mitteleuropa oder man findet viele orientalische Gewürze und Pflanzen wie beispielweise Okras, Datteln oder Chillis. Doch irgendwann hatten die Iberer*innen keine Lust mehr auf Besatzung und begannen das Land zurückzuerobern, die Reconquista begann. Sie dauerte mehrere Jahrhunderte. Ohne es vorher geplant zu haben, besuchten Jenny und ich den Startpunkt und einen der Endpunkte dieser Rückeroberung. Die Reconquista begann mit der Schlacht von Covadonga in Spanien, das liegt auf unserer Reise jetzt einige Wochen zurück. Hier in Aljezur besuchten wir die Castelo do Aljezur, welches ein Stützpunkt war, den die Muslim*innen bis zum Schluss hielten. Warum interessiert mich die Vergangenheit und warum erzähle ich vom Krieg? Die Welt hat definitiv genug Krieg und Leid gesehen, Krieg ist immer unnötig. Entweder geht es um Rohstoffe, Einfluss, Religion oder um alles zusammen. Es macht mich traurig, dass Menschen das nicht erkennen. Ich werde mich niemals an kriegerischen Machenschaften beteiligen und versuche meine Unterstützung kriegstreibende Staaten durch wirtschaftliche Verflechtungen zu minimieren. Das ist bisweilen eine schwierige Aufgabe. Aber das nur am Rande. Krieg zerstört. Das ist offensichtlich aber es lohnt sich ins Detail zu schauen, um aus der Vergangenheit zu lernen. Warum sehen die Dinge heute so aus, wie sie aussehen? Was ist durch Krieg und Unterdrückung in Vergessenheit geraten und war etwas, das unter normalen Bedingungen überlebt hätte? Das zu verstehen und zu akzeptieren, kann Veränderung einleiten und den Frieden bewahren.
Den Dingen Zeit geben. Das fällt mir schwer. Und aus den Gesprächen mit anderen Menschen weiß ich, sie haben auch Schwierigkeiten damit. Wenn wir nichts tun, dann sind wir doch nichts wert, oder? Immerhin kommen wir nicht voran. Dann doch lieber irgendwas machen. Dabei kann man sich jedoch verlieren, am Ende ist schon wieder ein Tag vergangen und man fragt sich: "Was habe ich eigentlich gemacht?" Bill Gates wird das Zitat zugeschrieben, Menschen überschätzen, was sie in kurzer Zeit schaffen und unterschätzen, was sie langfristig schaffen. Wir reisen jetzt seit fünf Monaten. An dem gemessen, was wir vorhatten, sind wir allerdings "nur" bis Portugal gekommen, die Distanz könnten wir in zwei Tagen zurückfahren. Also doch: nicht vorangekommen! Aber was wollen wir eigentlich schaffen: Worum geht es beim Reisen? Wenn wir angekommen sind, ist es doch vorbei. Ist ein bisschen wie mit dem Leben, da ist das Ziel der Tod, da möchten wir ja auch nicht schnell ankommen. Das gesetzte Ziel dient folglich als Orientierung und der Weg demnach als Ziel. Wenn der Weg das Ziel ist, vielleicht setzt man sich dann doch Mal hin, genießt die Ruhe und wechselt die Perspektive. Weniger tun und stattdessen sein. Ist vielleicht doch nicht so bedeutungslos, das langsam voran kommen.
Die Zeit hier beim Workaway geht zu Ende. Dies ist der letzte Blogartikel, den ich hier aus Marmelete sende, über sechs Wochen waren wir hier. Geplant waren vier Wochen. Dem Workaway haben wir also schonmal Zeit gegeben. Am Freitag sind wir wieder on the road, zurück im Appah. Wollen wir Mal sehen, ob wir den Dingen da auch mehr Zeit geben können.
Wow, was für ein Start. Wir sind back on the road. Die erste Nacht: wir standen, waren eingekuschelt, hatten ein gutes Gefühl. Gerade als wir das Licht ausmachen wollten, hält ein Wagen vor unser Auto, die Polizei, GNR heißen sie hier. Mit klopfendem Herzen verhalten @jenny.ostr und ich uns ganz still. Der Wagen rollt langsam an uns vorbei. "Fahr weiter...", flüstere ich. Langsam, langsam kommt das Auto voran, Stimmen dringen aus dem Inneren des Wagens. Dann beschleunigt er und lässt uns im Dunkeln zurück. Die Herzen schlagen uns bis zum Hals. Ratlos schauen wir uns an. Wir wissen, dass wir uns in einer gesetzlichen Grauzone geparkt haben und vermuten, sie haben unser Kennzeichen notiert, um am Morgen zu checken, ob wir noch da sind. Müde reiben wir uns die Augen und starten den Wagen, auf zu einem neuen Parkplatz. Entsprechend gerädert schreibe ich diese Worte am nächsten Morgen. So ein Pech hatten wir bisher noch nicht. Aber wir sind guten Mutes, haben wir doch wieder einen Regenbogen gesehen genau wie am dem Tag unserer Abreise aus Deutschland
Dennoch bleibt die Frage: Und jetzt? Irgendwie hinterlässt das workaway ein Loch in uns. Es hat uns soviel Freude gemacht für eine Gemeinschaft zu arbeiten. Den Fortschritt zu sehen. Jetzt wartet niemand auf uns, kein Garten, keine Tiere, keine Ildi und Abby. Wir haben Gemeinschaften mit @mollys_sustainable_life und unseren Familien und Freunden. Aber die sind in Deutschland und wir wollen doch reisen, oder? Aber wir haben ja keine Eile. Erstmal bleiben wir noch ne Weile. Ist ja auch ganz schön hier und die Fähre nach Teneriffa ist ohnehin gebucht.
Nachdem wir Portugal gesehen haben, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als wieder nach Spanien zu reisen. Das hört sich jetzt drastischer an, als es ist, es ist einfach so, dass die Topographie dies gebietet, wenn man nicht fliegen oder ein Schiff nehmen möchte. Die Nordküste hat uns gut gefallen und wir sind neugierig, was die Südküste Spaniens für uns bereit hält. Auf geht's!
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